Sonntag, 27. August 2017

[Rezension] Der Circle von Dave Eggers

ALLES WAS PASSIERT, MUSS BEKANNT SEIN. – S.83
Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim »Circle«, einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz – so ein Ziel der »drei Weisen«, die den Konzern leiten – wird es keinen Schmutz mehr geben im Internet und auch keine Kriminalität. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterneköche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles … Q (Werbung)


Dave Eggers, Kiwi Verlag
Einzelband, 560 Seiten, TB
10,99€, ISBN: 978-3-462-04854-4, Kaufen (Werbung)


Dave Eggers 

wurde am 12. März 1970 geboren und ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren. Er studierte Journalismus an der University of Illinois, Urbanam bis er die Uni im Alter von 21 Jahren abbrach, um sich nach dem Krebs-Tod seiner Eltern um den jüngeren Bruder Toph (Christopher Eggers) zu kümmern. Gemeinsam mit einem Freund übernahm er dort die lokale, kostenfreie Zeitung Cups, die sie nach und nach in das Satiremagazin Might umwandelten. Q (Werbung)



Meine Meinung


Dieses Buch habe ich tatsächlich aufgrund der Tatsache gekauft, dass sehr bald schon der dazugehörige Film erscheinen wird und mir der Trailer extrem gut gefallen hat. Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass er mir etwas zu viel von der Geschichte preisgibt und ich auch nicht den ganzen Cast unterstützen kann. Das Buch jedoch ging sehr gut los, nachdem Franzi und ich zusammen beschlossen hatten, es zu lesen. Es ließ sich schnell und locker lesen und da es ein futuristisches Buch ist, war ich auch extrem gespannt, was mir Maes Welt alles offenbaren wird. Ganz so futuristisch war es dann aber auch nicht, denn diese Realität hat viel mehr mit unserer jetzigen Zeit gemein als erwartet. In dieser Welt dreht sich alles um Kommunikation, Partizipation und Teilen möglichst jedes Bereiches seines Lebens.


„Aber die Tools, die ihr erschafft, erzeugen unnatürlich extreme soziale Bedürfnisse. Kein Mensch braucht diese Menge an Kontakt, die ihr ermöglicht. Das verbessert nichts. Es ist nicht gesund. Es ist wie Junkfood.“
- Mercer, S.156


Ich konnte mich wirklich prima in die Welt einfinden, denn der Autor beschreibt den Campus des Circle sehr anschaulich, während man sich sofort dorthin wünscht – zum Arbeiten. Es scheint das Paradies, doch natürlich, wie in so vielen modernen, futuristischen Romanen, ist es das nicht ganz. Auch wenn es für Mae niemals mehr Schlechtes als Gutes aufzeigt, eigentlich sogar gar nichts Schlechtes. Im Gegensatz zu ihr scheint ihr Exfreund Mercer jedoch nur das Negative an diesem System zu sehen: Es dringt in die Privatsphäre der Menschen ein, nistet sich dort ein, wird immer größer und unberechenbarer. Ihn mochte ich sehr, auch wenn er am Anfang ein wenig wie ein Verschwörungsfanatiker wirkt. Doch schlussendlich sind seine Ansichten sehr verständlich und so mochte ich ihn bald schon mehr als Mae selber. Auch Annie, Maes beste Freundin, habe ich mehr gemocht als unsere Protagonistin, denn sie hat sich dem Zwang nicht so leicht untergeordnet, wollte nicht immer mehr und beliebter werden. Sie war zufrieden mit ihrer Position, was man von Mae leider nicht sagen kann. Zumindest hat sie sich zu schnell locken lassen.


GEHEIMNISSE SIND LÜGEN.
TEILEN IST HEILEN.
ALLES PRIVATE IST DIEBSTAHL.
- S.346


Dieses Buch zeichnet sich vor allem aus, da es nicht in Kapitel unterteilt ist, sondern lediglich in drei Bücher, von denen das Erste den Großteil des Buches umfasst und das Dritte nur vier Seiten. Im ersten ist Mae nur ein Opfer, so könnte man es sagen, doch dann im zweiten wird sie zum Teil des Systems, einem leitenden Teil sogar. Ihr einziger Widerstand scheint die Beziehung zu einem größtenteils identitätslosen Mann, der nicht in der Datenbank zu finden ist, jedoch sagt, dass er ebenfalls beim Circle arbeitet. Weiterhin bleibt sein Charakter bis fast zum Ende des Buches ziemlich rätselumwogen, ihre Beziehung zumindest von Seiten Maes relativ flach, wenn es auch sehr gut in die ganze Geschichte passt. Gefühle sind in so einer digitalen Welt mehr und mehr zu verachten, zieht man doch all seine Freude aus Smiles und Frowns und Zings.

Fazit:

Freiheit oder Sicherheit? Corpus Delicti – noch moderner, noch neuer, noch besser. Ich wünsche folgenden Schulklassen, dass sie vielleicht dieses Buch lesen dürfen, denn auch wenn es viele Parallelen aufweist, ist es meiner Meinung nach mehr zu unserer Generation passend und interessanter. Einzig ein etwas langwieriger Mittelteil und eine Protagonistin, mit der sich sicher nicht alle anfeunden können, beschränken das Lesevergnügen.


Liebe Grüße, eure Sophia

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