Sonntag, 13. August 2017

[Rezension] Die Nachtigall von Kristin Hannah

Zwei Schwestern. Die eine kämpft für die Freiheit. Die andere für die Liebe.

Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich: Während Vianne ums Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich die jüngere Isabelle der Résistance an und sucht die Freiheit auf dem Pfad der Nachtigall, einem geheimen Fluchtweg über die Pyrenäen. Doch wie weit darf man gehen, um zu überleben? Und wie kann man die schützen, die man liebt?
In diesem epischen, kraftvollen und zutiefst berührenden Roman erzählt Kristin Hannah die Geschichte zweier Frauen, die ihr Schicksal auf ganz eigene Weise meistern. Q (Werbung)

Kristin Hannah, Aufbau Verlag, Einzelband
608 Seiten, 39 Kapitel, Hardcover
19,99€, 978-3-352-00885-6




Kristin Hannah

arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine internationale Top-Bestseller-Autorin und lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn im Pazifischen Nordwesten der USA und auf Hawaii. Q (Werbung)



Meine Meinung


Viel zu lange habe ich dieses Buch vor mir hergeschoben, wobei ich das im Nachhinein sehr bereue. Die Geschichte von Vianne und Isabelle beginnt zwar etwas holprig und ich brauchte ein, zwei Kapitel, um hineinzufinden, doch sobald Isabelle ins Spiel kam, war ich einfach hin und weg. Sie war mir viel schneller näher als Vianne, für die ich sicher hundert Seiten mehr brauchte, um ihr nahe zu kommen, was bei über 600 Seiten aber auch nur ein Katzensprung ist. Die Handlung setzt kurz vor Kriegsbeginn im Jahr 1939 ein, auch wenn wir im Prolog bereits aus der Sicht einer alten, kranken Dame im Jahr 1995 einige Rätsel aufbekommen, die erst sehr spät gelöst werden. Es ist schnell klar, dass die alte Dame eine der Rossignol - Schwestern ist, die nun einen Sohn namens Julien hat. Das gab mir eine gewisse Sicherheit in diesem Buch über den zweiten Weltkrieg, in dem rein gar nichts sicher war.


In der Liebe finden wir heraus, wer wir sein wollen; im Krieg finden wir heraus, wer wir sind.
- S.7


Auch wenn der Krieg in diesem Buch eine bedeutende, nicht wegzudenkende und prägende Rolle für unsere Protagonisten spielt, geht es doch vor allem um die Beziehung der beiden Schwestern, und noch mehr um ihre jeweilige Entwicklung. Selbstverständlich möchte ich nicht verraten, welche Hürden sie beide, mehr oder weniger auf sich ganz alleine gestellt, überwinden müssen, doch ich kann sicher verraten, dass ich unheimlich stolz auf die Rossignol - Mädchen bin, auch wenn sie viel mehr Frauen sind. Starke Frauen mit vollkommen verschiedenen, authentischen Charaktern. Den Unterschied zwischen ihnen beiden bekommt man auf so ziemlich jeder Seite dieses Buches zu sehen, denn Vianne und Isabelle reagieren völlig verschieden auf bestimmte Ereignisse. Ich war unheimlich froh, sie beide von Zeit zu Zeit auf ihrem Weg begleiten zu dürfen, da abwechselnd aus der Sicht von Isabelle und der von Vianne, jedoch immer in der Sie - Perspektive, erzählt wird. Einzig im Prolog und den eingeschobenen Szenen in 1995 schreibt die Autorin in der Ich - Perspektive der Dame.


Wie könnte ich das tun, ohne mich an alles zu erinnern... die schrecklichen Dinge, die ich getan habe, das Geheimnis, das ich bewahrt habe. Den Mann, den ich getötet habe ... und den Mann, den ich hätte töten sollen.
 - S.209


Auch wenn ich mich über ein paar Kleinigkeiten ziemlich aufregen könnte, zum Beispiel, dass zweimal die Namen von Viannes Tochter Sophie und deren bester Freundin Sarah vertauscht wurden, oder dass aus Isabelle einmal plötzlich Isabella wurde, hat mich dieser Roman unfassbar mitgenommen. Man kann den Würgegriff, in dem die beiden sich, metaphorisch gesprochen, befinden, am eigenen Hals spüren und bekommt mit ihnen immer weniger Luft, während die Handlung voranschreitet. Doch nicht nur mit unseren beiden Protagonistinnen habe ich mitgelitten. Mein Lieblingscharakter neben diesen beiden musste gegen Ende des Buches leider sterben, während mein nächster Lieblingscharakter, ein Nazi (bitte verurteilt mich nicht, bevor ihr das Buch nicht selber gelesen habt!), ebenfalls kein gutes Ende bekommt. Denn der Krieg hat nicht nur den Ländern geschadet, sondern immer den Menschen, auch deutschen Soldaten, die nach Frankreich gesandt wurden, obwohl sie auch lieber bei ihren Familien geblieben wären. Manche in diesem Buch, und sicher war es auch im wirklichen Leben so, waren noch immer irgendwo Menschen und keine von Hitler manipulierten Monster, wenn sie trotz allem auch von Hitlers Ideologie bestimmt waren.


"[...] Verletzen Sie Isabelle nicht, das will ich mit alldem sagen. Wenn Sie sie nicht lieben ..."
"Das tue ich."
Vianne musterte ihn. "Weiß sie das?"
"Ich hoffe nicht."
- Vianne und Gaeton, S.415


Dieses Buch zeigt bedingungslose und geradezu unsterbliche Liebe. Und damit meine ich nicht Gaeton und Isabelle, sondern vor allem Vianne und ihre Tochter Sophie, aber auch ihren Mann Antoine, der den Krieg über in einem Kriegsgefangenenlager verbringt. Vianne gibt die Hoffnung niemals auf, dass ihr Mann irgendwann zurückkommt, tut alles, was in ihrer Macht steht, um ihre Tochter zu beschützen und im Winter zu versorgen, jedoch auch noch vieles mehr, das man nicht von ihr hätte verlangen können, was sie jedoch als einen ganz besonderen Menschen mit einem riesigen, unerschütterlichen Herz zeigt. Isabelle nimmt ein ähnliches Risiko auf sich, um Menschen zu helfen und sie vor den Nazis und dem sicheren Tod zu bewahren, auch wenn sie dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt. Es hat mir immer wieder Tränen in die Augen getrieben, zu lesen, was diese starken Frauen ertragen müssen, wie Sophie aus ihren Kinderschuhen herauswächst und wie sie für ihre Mutter stark wird und bleibt. Auf den letzten 30 Seiten habe ich wirklich dauergeweint, und nach Beenden des Buches ebenfalls noch mindestens eine Stunde, bevor ich mich wieder beruhigen konnte.


Fazit:

Die Geschichte dieser zwei Schwestern ist unfassbar intensiv und emotional geschrieben, sodass ich glaube, dieses Buch nicht zum letzten Mal gelesen zu haben, auch wenn es mir vermutlich auch noch beim dritten Reread Tränen in die Augen treiben wird. Unerwartete Wendungen und der immer schlimmer werdende Krieg lässt den Leser nicht mehr durchatmen, bis man das Buch, viel zu schnell eigentlich, beendet hat. Die letzten 250 Seiten hätte ich sicher an einem Tag gelesen, wenn ich nicht nur dieses eine Buch übers Wochenende dabei gehabt hätte.



Ein riesiges Dankeschön an den Aufbau Verlag für diese einzigartige Geschichte.

Liebe Grüße, eure Sophia

3 Kommentare:

  1. Hallo Sophia,

    es freut mich, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat. Intensiv - das Wort beschreibt es sehr genau.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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  2. Hallo liebe Sophia!

    Wow, deine Rezension klingt so toll! Ich spüre die Begeisterung richtig auf mich übergehen und bin erleichtert, dass das Buch schon auf meinem SuB liegt. Bisher habe ich mich auch ein wenig vor dem Lesen gedrückt, weil es ja doch ein dicker Schinken mit einem schwierigen Thema ist. Jetzt muss ich mich aber ganz bald daran wagen!

    Liebste Grüße
    Nina von BookBlossom

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    1. Genau das waren auch meine Bedanken, Nina :D
      Viel zu viele Seiten... Aber ich verspreche dir, sie werden nur so dahinrinnen, wenn du einmal drinnen bist in der Geschichte :)

      LG
      Sophia

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